Korrekt französisch ausgesprochen ist der Name der kleinen, französischen Küstenstadt Hyères ein Homophon für das ebenso kleine, französische Wörtchen hier, zu Deutsch: gestern. Was insofern ironisch ist, als dass es bei dem Festival International de Mode et de Photographie ganz und gar nicht um das Gestern, sondern um das Heute, nein, viel mehr um das Morgen geht. Bereits seit 25 Jahren nämlich wird in der altehrwürdigen Villa Noailles à Hyères unter der künstlerischen Leitung von Jean Pierre Blanc und in Anwesenheit der wichtigsten Branchenvertreter, sowie einem jährlich wachsenden Publikum, der internationale Kreativnachwuchs in den Sparten Mode und Fotografie zelebriert.
Und so befinden sich auch heuer wieder zehn Modelabels und zehn Fotografen im Wettbewerb um Preise, die von respektiven Branchengrößen wie LOreal (Mode) oder Le Book (Fotografie) gestiftet werden und mit Preisgeldern sowie anderen zielgerichteten Fördermaßnahmen verknüpft sind. Unter den nominierten Modelabels befinden sich dieses Mal unter anderem der Berliner Antwerpen-Absolvent Michael Kampe, der mit dezenter Farbgebung, Digitalprints und aufgeblasenen Proportionen eine Neuinterpretation von Street- und Denimwear vorschlägt, sowie der dänische UDK-Absolvent Mads Dinesen, der sich im Rahmen seiner Diplompräsentation unter dem Titel Pain is felt by all mit der dänischen Kolonialgeschichte auseinandersetzte und den Schwan zum (ungewöhnlichen) Kopfschmuck erklärte.
Die Modejury wird heuer vom belgischen Modedesigner Raf Simons geleitet, der zwischen 2000 und 2005 als Gastprofessor an der Modeklasse der Universität für angewandte Kunst Wien fungierte und seit 2005 neben seinem eignen Label auch noch Kreativdirektor des in Mailand beheimateten Modehauses Jil Sander ist. Bei Jil Sander setzt Simons verstärkt auf heimisches Modetalent. So verstärken sein Designteam in Mailand unter anderem Martin Sulzbacher (House of the very islands) und Isabelle Steger, die 2008 selbst zu den Finalisten in Hyères zählte. Zu Simons gesellen sich heuer in der Modejury erneut namhafte Medien- und Branchenvertreter wie Cathy Horyn (The New York Times), Tim Blanks (Style.com) oder der Londoner Modedesigner Christopher Kane.
Neben den Modeschauen der nominierten Designer sowie der Vorjahresgewinnerin Alexandra Verschueren bietet das Festival International de Mode et de Photographie a Hyères auch noch jede Menge transdisziplinäre Ausstellungen, unter anderem von Daniel Sannwald, Erwin Blumenfeld und Raf Simons.
Text: Harald Weiler
Hyères 2011 - 26e Festival International de Mode et de Photographie
29.04.-02.05.2011
Ausstellungen
30.04.-29.05.2011
Adresse
Villa Noailles
Montèe de Noailles
83400 Hyères
Frankreich
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