Kontakt. Fashion Award by Erste Bank | |
Keine Klischees und viel Können Modemacherinnen aus Zentral- und Osteuropa Modedesignerinnen aus Ost- und Zentraleuropa haben mit ihren Kollektionen zunehmend auf den internationalen Markt Erfolg und die Stadt Wien wird für jene Modemacherinnen -nicht zuletzt wegen der günstigen geografischen Lage- zunehmend zu einer der Drehscheiben für eine internationale Karriere. Die relativ junge Szene aus Zentral- und Osteuropa überrascht zusehends durch ihr außergewöhnliches handwerkliches Können, gute Ausbildung, überraschend hohe Professionalität, nicht zuletzt durch Charme und Originalität. Die wenigsten Designerinnen wollen dem ungeachtet auf das Ost-West-Klischee festgelegt werden, wie etwa der Exil-Bulgare und Wahlwiener Petar Petrov, der mit seinen Herrenkollektionen bereits den Sprung nach Paris geschafft hat: Auch wenn das die Journalistinnen immer wieder schreiben, ärgert sich Perkov, Ich beziehe mich in meiner Arbeit nicht auf meine osteuropäischen Wurzeln. Ich bin für alles offen und möchte meine Arbeit nicht auf dieses Klischée begrenzen. Die wenigsten Modemacherinnen aus dieser Region können von dem Verkauf ihrer Arbeiten auf den heimischen Markt leben, nicht weil man dort kein Geld für Mode ausgeben wollen würde, sondern eher weil große Marken - allen voran C&A; in Ungarn, oder Mango in Bulgarien - die Kleinen radikal aus der Textilbranche verdrängen. Wegen des niedrigen Lebensstandards sind jene Labels immer noch Ausdruck von gehobenen Status. Die überall und allzeit präsenten Straßenmärkte mit Billig- und Designerfake-Waren aus Fernost, die zwar weniger in Tschechien und der Slowakei präsent sind, dafür um so mehr in den südosteuropäischen Ländern, tun ihr übriges zur schwierigen Situation bei. Dennoch bewegt sich etwas. Während in den vergangenen Jahren das finanzkräftigere neureiche Klientel eher prestigeträchtige und hochpreisige Marken kaufte (Motto: Wir gehören zur großen weiten Welt, koste es mehr als es solle!), wächst in den zentral- und osteuropäischen Ländern derzeit eine gebildete und finanzkräftige Mittelschicht heran, die ein größeres Bewusstsein für junges originäres Design an den Tag legt und die alternative Szene tatkräftig vor Ort unterstützt. Die kann den gewachsenen Ansprüchen an die Qualität allerdings nicht immer Rechnung tragen, da ihr nicht selten das Kapital zur Produktion von hochwertigen Kollektionen und die Infrastruktur für deren Produktion fehlen. Kurioserweise tragen aber teilweise gerade die großen globalen Firmen zur Verbesserung der Situation bei: Ich beobachte, dass es in der Textil- und Modebranche zusehends bergauf geht. Nicht zuletzt durch die großen internationalen Modemarken, die in Bulgarien ja nicht nur verkaufen, sondern auch günstig produzieren lassen und damit einen entsprechenden Qualitätslevel vorgeben, hat Petar Petkov in seiner Heimat beobachtet. Um die jungen Modedesignerinnen aus Zentral- und Osteuropa zu unterstützen, vergibt die Erste Bank heuer, in Kooperation mit Unit F büro für mode, nun schon zum zweiten Mal den Kontakt. Fashion Award im Rahmen der Austrian Fashion Awards Night. Der Preis in der Höhe von EUR 4.000,00 zeichnet eine außergewöhnliche Modekollektion eines Designers aus der Region durch eine internationale Expertenrunde aus. Der Gewinner bekommt außerdem die Möglichkeit, eine Show im Rahmen des jährlichen Festivals for Fashion & Photography zu gestalten. Der Preisträger des vergangenen Jahres, 2006, war der rumänische Designer Olah Gyrafas, der ursprünglich aus einer kleinen Stadt in Siebenbürgen stammt und an der Universität von Timisoara Modedesign studierte. Bei der Show seiner Diplomarbeit beeindruckte er die Jury nicht nur mit seinen Entwürfen, sondern auch mit dem exotischen Casting seiner Models. Für die Präsentation seiner Kollektion wählte er die Kanu-Nationalmannschaft Venezuelas, die sich damals zum Training in Timisoara aufhielt. 2005 knüpft Olaf Gyarfas erste internationale Kontakte im Modegeschäft. Derzeit arbeitet er in Rumänien mit Rita Ferencz an einem neuen Label, das den Namen "Rozalb de Mura" trägt. Antje Mayer |